Mit REPowerEU in die Energieunabhängigkeit

Vor ein paar Wochen geisterten erschreckende Bilder Österreichs Gletscher durch die Medien und unterstrichen, wie kritisch die Auswirkungen des Klimawandels bereits sind. Allerdings sitzt Europa zurzeit nicht nur die Natur im Nacken, sondern auch die aktuelle weltpolitische Situation. Die Energieabhängigkeit ist das wirtschaftlich und somit auch gesellschaftlich drängendste Problem dieser Tage. Es stellt sich also die brennende Frage: Was können Unternehmen, aber auch Einzelpersonen, konkret beitragen?

 

Was bisher geschah…

Nach Kyoto 1997 und Paris 2015 haben sich alle 27 EU-Mitgliedstaaten verpflichtet, die EU bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent zu machen – die voranschreitende Erderwärmung also auf 2 Grad Celsius zu begrenzen. Um dieses Ziel zu erreichen, wurde von der Kommission der Green Deal mit dem dazugehörigen Maßnahmenplan Fit for 55 ins Leben gerufen, den ich in einem vorherigen Beitrag bereits vorgestellt habe. Doch dann kam der russische Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 und führt Europa seither sehr deutlich vor Augen, dass bestehende Energieversorgungskonzepte zu sehr auf Erdöl und Erdgas von externen Lieferant:innen bauen. Das macht uns nicht nur politisch und wirtschaftlich abhängig, sondern bedeutet auch, dass uns neben der Klimawende auch die Energiewende noch bei weitem nicht gelungen ist. Das magische Ziel der CO2-Reduktion um 55 Prozent (im Vergleich zu 1990) scheint also zu wackeln.

 

Wie sieht die europäische Reaktion aus?

Die prompte Antwort der EU auf aktuelle Geschehnisse lautet REPowerEU-Plan, der letzten Monat vorgelegt wurde. Damit verfolgt die Kommission zwei Hauptziele: Einerseits soll die Abhängigkeit der EU von russischen fossilen Brennstoffen beendet werden, die als wirtschaftliche und politische Waffe eingesetzt werden kann und die europäischen Steuerzahler:innen jährlich fast 100 Mrd. EUR kostet. Andererseits soll die Klimakrise bewältigt werden. Zu diesem Zweck sollen bis zu 300 Mrd. EUR mobilisiert werden. Davon rund 72 Mrd. EUR in Form von Zuschüssen und 225 Mrd. EUR an Darlehen. Ein Teil davon — bis zu 10 Mrd. EUR — geht in die Finanzierung fehlender Gas- und LNG-Verbindungen (liquified natural gas), damit kein Mitgliedstaat in der Kälte stehen muss. Bis zu 2 Mrd. EUR fließen in Erdölinfrastruktur, um andere Quellen als russische Öllieferungen zu finden. Der gesamte Rest der Finanzierung dient dazu, die Umstellung auf saubere Energie zu beschleunigen und auszubauen. Die drei Hauptsäulen dafür sind:

  • Beschleunigung des Ausbaus erneuerbarer Energien
  • Energieeinsparung und Verringerung des Verbrauchs fossiler Brennstoffe in Industrie und Verkehr
  • Diversifizierung der Energieversorgung

Aus Fördersicht ist in diesem Zusammenhang besonders die Fazilität „Connecting Europe“ (CEF) für Unternehmen interessant, im Rahmen derer die Kommission im Mai eine neue Aufforderung für Einreichungen mit einem Gesamtvolumen von 800 Mio. EUR eingeleitet hat, Anfang 2023 soll ein weiterer Call for Proposals folgen. CEF ist ein zentrales EU-Finanzierungsinstrument zur Förderung von Wachstum, Beschäftigung und Wettbewerbsfähigkeit durch gezielte Infrastrukturinvestitionen auf europäischer Ebene. Sie unterstützt die Entwicklung leistungsstarker, nachhaltiger und effizient miteinander verbundener transeuropäischer Netze in den Schwerpunkten Verkehr, Energie und digitale Dienstleistungen. Offene Calls und Einreichungen sind im Funding und Tenders Portal einzusehen bzw. einzureichen.

 

…und auf Bundes- und Landesebene?

Auch auf Bundes- und Landesebene gibt es derzeit einige Maßnahmen und Förderungen für Unternehmen wie auch Privatpersonen. Eine Übersicht zu Förderungen für Unternehmen, die aktiv etwas zum Klimaschutz beitragen möchten, bietet die Förderdatenbank der Österreichischen Energieagentur. Auch die Klimaschutzinitiative klimaaktiv des BMK liefert Hinweise zu ausgewählten aktuellen Förderungen im Energie- und Mobilitätsbereich.

Mit Förderprogrammen auf Bundesebene werden ebenfalls alternative Energien, Umwelttechnologien und nachhaltige Investitionen unterstützt, beispielsweise mit der Umweltförderung im Inland (KPC), oder den Förderaktionen „raus aus Öl und Gas“ und „Sanierungsoffensive 2021/2022“. Auch der Klima- und Energiefonds bietet Fördermöglichkeiten für unternehmerische Umweltmaßnahmen.

Fördermöglichkeiten für nachhaltigen Wohnbau, Sanierungen oder Solaranlagen gibt es auf Länderebene und können auf den jeweiligen Homepages der Bundesländer eingesehen werden.

 

…und bei Privatpersonen?

Doch bis diese Gelder auch etwas bewirken und die Energiewende weitflächig und systematisch umgesetzt wird, kann jede und jeder Einzelne schon jetzt im kleinen Rahmen aktiv werden. Wie sieht der Energiebedarf zuhause aus? Gibt es vielleicht Einsparungspotenziale bei elektrischen Geräten? Ist der Kühlschrank oder besser noch das TV-Gerät nicht vielleicht doch zu überdimensioniert? Bestehen Leerläufe im Standby-Modus, die möglicherweise sinnlos Energie – und somit auch Geld – fressen? Viele Elektrogeräte verbrauchen nämlich auch dann Energie, wenn sie ihre eigentliche Funktion gar nicht erfüllen. In einer Studie zu Leerlaufarten der EU-Kommission wurden für die EU Leerlaufverluste in Höhe von insgesamt 51 Mrd. Kilowattstunden ermittelt. Das entspricht in etwa 20,4 Mio. Tonnen CO2.

Was ist mit dem Heizverhalten? Sind 24 Grad Celsius wirklich nötig, oder reichen nicht doch 22 Grad und die kurze Hose könnte im Winter gegen die lange Jogginghose getauscht werden? Laut Expert:innen des Verbunds entspricht ein Grad weniger einer Energieeinsparung von 6 Prozent. Die lange Jogginghose könnte demnach eine Energieeinsparung von 12 Prozent bewirken!

Und was ist im Bereich der Mobilität möglich? Der Verkehrsträgervergleich des Umweltbundesamtes in Deutschland ergibt zum Beispiel, dass durch Rad- und Fußverkehr 139 Gramm CO2-Äquivalente pro Personenkilometer eingespart werden können. Das bedeutet, wer mit dem Fahrrad statt mit dem Auto zur Arbeit fährt, kann rund 310 Kilogramm CO2-Emissionen pro Jahr einsparen (gerechnet auf eine jeweilige Durchschnittsstrecke von 5km). Darüber hinaus hilft man dabei nicht nur der Umwelt, sondern tut etwas für die eigene Gesundheit, ist meist schneller am Ziel als mit dem Auto und trägt zusätzlich dazu bei, den Straßenlärm zu senken.

 

Fazit

Bereits Fit for 55 ist ein ambitionierter Fahrplan, um Europa in den ersten klimaneutralen Kontinent zu verwandeln. Doch aktuelle politische Ereignisse geben nochmals einen deutlichen Boost, um die europäische Energiewende schneller zu schaffen und Europa ergrünen zu lassen, wie die prompte Anpassung des Plans durch REPowerEU zeigt. Gelder wurden dafür zuhauf umgeschichtet, zur Verfügung gestellt und stehen in Form von Ausschreibungen und Fördermöglichkeiten zur Abholung bereit. Doch bis diese Gelder tatsächlich ihre Wirkung zeigen, können auch Privatpersonen aktiv werden und ihre Lebensweise mit kleinen Veränderungen grüner gestalten.

 

Lust bekommen, Ihr Unternehmen grüner zu machen? Einen umfangreichen Überblick über Fördermöglichkeiten finden Sie auf unserer Serviceseite.