Wie geht Ihr Unternehmen mit dem Thema Nachhaltigkeit um?

In einer von Regularien gezeichneten Wirtschaftswelt tritt der Begriff „Nachhaltigkeit“ immer deutlicher in den Vordergrund. Begriffe wie CSRD oder die EU-Taxonomie stellen viele Unternehmen in diesem Kontext vor große Herausforderungen. Allein in Österreich werden mehr als 2.000 Unternehmen direkt von den Berichtspflichten betroffen sein. Doch auch in diesem Bereich können Sie die verstärkte Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit als Chance sehen, einen vielseitigen Mehrwert für sich und Ihre Kund:innen zu schaffen. In unserer neuen Blogreihe zum Thema Sustainability möchten wir uns genau diesem Aspekt widmen und die diversen Möglichkeiten sowie Vorteile von Nachhaltigkeit für Organisationen genauer beleuchten.
Bevor jedoch konkrete Anwendungsfälle behandelt werden, erhalten Sie im Vorfeld noch einen Überblick über die wichtigsten Prinzipien im Bereich der Nachhaltigkeit und welche Schritte Sie befolgen müssen, um Ihr Unternehmen nachhaltig transformieren zu können. Ferner erfahren Sie auch, wie Ihre Organisation langfristig davon profitieren kann, wenn sich diese mit der Thematik auseinandersetzt.
 

Was bedeutet eigentlich „Nachhaltigkeit“?

Nachhaltigkeit ist ein äußerst vielschichtiger Begriff, der aus verschiedenen Dimensionen betrachtet werden kann. Prinzipiell geht es hier um die bewusste Nutzung und Pflege von Ressourcen, um deren langfristiges Bestehen und Wohlergehen zu sichern. Z.B. gibt es in der Forstwirtschaft bereits seit Beginn des 18. Jahrhunderts das Prinzip, dass nur so viel Holz geschlagen werden soll, wie auch nachwachsen kann. Dadurch soll es ermöglicht werden, die gegenwärtigen Bedürfnisse zu befriedigen, ohne die Möglichkeiten der zukünftigen Generationen zu beeinträchtigen. Dabei gilt es stets, sämtliche relevanten Stakeholder:innen mit ins Boot zu holen.
 

3 Säulen der Nachhaltigkeit

Ein bereits etablierter Ansatz, der zu einem universellen Verständnis von Nachhaltigkeit führen soll, ist das „Drei-Säulen-Modell“. Dieses geht davon aus, dass Nachhaltigkeit eine Schnittstelle der Säulen „Ökonomie“, „Ökologie“ und „Soziales“ bildet. Die Ebenen sind auf gesamtwirtschaftlicher und politischer Ebene gleichrangig und gleichgewichtig.[1]
  • Ökonomie: Eine funktionierende Wirtschaft trägt dazu bei, Lebensstandards sowie Bedürfnisse zu befriedigen.
  • Ökologie: Natürliche Ressourcen werden nur in dem Ausmaß genutzt, in dem sich diese auch wieder selbst regenerieren können. Eine intakte Natur ist schließlich die Basis unserer Lebensgrundlage.
  • Soziales: Die Einhaltung der Menschenrechte sowie die Förderung von Diversität und Chancengleichheit steigern die Zufriedenheit von Personen.
Eng verknüpft mit den 3 Säulen sind auch die 17 Sustainable Development Goals (SDG) der UN, die seit 2016 einen Plan zur Förderung eines nachhaltigen Friedens und Wohlstands darstellen.[2]
 

Nachhaltigkeit in Unternehmen

Die langfristig gedachten und nachhaltig ausgelegten Entwicklungsziele wie Chancengleichheit, Klimaziele, nachhaltige Produktion sowie bewusster Konsum prägen die Unternehmenslandschaft. Umgekehrt beeinflusst auch die Wirtschaft durch Innovationen das globale Nachhaltigkeitsgeschehen. Aufgrund dieser gesellschaftlichen Verantwortung wurde vom Gesetzgeber ein rechtlicher Rahmen in Form von Berichtspflichten und anderer Regulatorik geschaffen, um die Einhaltung internationaler Standards sicherzustellen. Hier ist es wichtig, in sämtlichen Bereichen nachhaltig entlang der Wertschöpfungskette zu handeln und die 3 oben genannten Säulen zu beachten. Handeln tut es sich hier nämlich nicht um ein einmaliges Projekt, sondern um einen kontinuierlichen Zyklus von Umsetzung, Kommunikation und Evaluierung von Maßnahmen.
Prominent vertreten ist in diesem Zusammenhang der Begriff der „Corporate Sustainability“. Darunter wird die langfristige Einbindung nachhaltiger Werte in die Geschäftsstrategie und Wertschöpfung eines Unternehmens verstanden. Auch hier müssen ökonomische, ökologische und soziale Faktoren zwingend berücksichtigt werden. Grundsätzlich kann Corporate Sustainability in 3 Faktoren eingeteilt werden:
  • Corporate Social Responsibility (CSR): Diese umfasst die Verantwortung von Unternehmen, einen positiven Impact auf die Gesellschaft und soziale Belange auszuüben.
  • Corporate Citizenship: Hier werden vor allem jene Kriterien zusammengefasst, die über den unternehmerischen Alltag hinausgehen. Die Rede ist dabei etwa von humanitären Tätigkeiten, Sponsoring oder Spendenaktionen.
  • Environment, Social, Governance (ESG): Ein Begriff, der schon seit geraumer Zeit in aller Munde ist, und vor allem am Kapitalmarkt als Bewertungsmaßstab für die 3 Faktoren der Nachhaltigkeit eines Unternehmens verwendet wird.

5 Schritte, die Sie auf dem Weg zum nachhaltigen Unternehmen beachten müssen

Damit Sie den richtigen Pfad auf Ihrer Road to Sustainability einschlagen, haben wir für Sie 5 Schritte zusammengefasst, die Ihnen dabei helfen ans Ziel zu gelangen und Ihr Unternehmen zukunftsfit zu machen.


1. Bewusstsein schaffen
Um auf einem stabilen Fundament bauen zu können, ist es essenziell, das Bewusstsein für Nachhaltigkeit in Ihrer Organisation zu erhöhen. Dies gilt nicht nur für regulatorische Entwicklungen, sondern vor allem für die Vorteile (Effizienz, Geschäftsmodell, Employer Branding, Förderungen/Finanzen etc.), die mit unternehmerischer Nachhaltigkeit verbunden sind. Awareness können Sie dabei etwa durch gezielte und zielgruppenorientierte Workshops bzw. Trainings forcieren. Dadurch holen Sie auch Ihre Mitarbeiter:innen zu Beginn der Reise ab und können somit gemeinsam als Einheit wachsen.

2. Strategie definieren
Für die Definition einer Strategie sind umfangreiche Analyseschritte nötig. Identifizieren Sie hier zuerst alle wesentlichen Nachhaltigkeitsthemen sowie relevanten Stakeholder:innen für Ihr Unternehmen. Mithilfe dieser Ergebnisse können Sie spezifische Ziele und Kennzahlen ableiten und Verantwortlichkeiten definieren.
Aus diesen strategischen Überlegungen sowie Visionen können Sie in der Folge auch innovative Geschäftsmodelle ableiten und bereits vorhandene Prozesse optimieren. Dies betrifft etwa auch eine nachhaltige Personalplanung oder ein verbessertes Organisationsdesign.

3. Daten aufbereiten
Wichtig sind die fristgerechte Erhebung und Beschaffung von nachhaltigkeitsrelevanten Daten sowie die Einführung eines datenbasierten Monitorings. Verwenden Sie dazu eigenentwickelte oder zugekaufte IT-Systeme, die den aktuellen Anforderungen auch gerecht werden. Ein strukturierter Prozess unterstützt Sie nämlich bei der Auswahl von Tools, die das Datenmanagement und die Berichtslegung erleichtern.

4. Berichte erstellen und prüfen
Die Nachhaltigkeitsberichterstattung ist gekommen, um zu bleiben. Bereiten Sie sich daher ehestmöglich auf diese vor und beginnen Sie mit einer sauberen Dokumentation. Achten Sie aber auch auf weitere wichtige Anforderungen in der Berichterstattung mit Nachhaltigkeitsbezug vom ESG- und Taxonomie-Reporting bis hin zum Vergütungsbericht etc.

5. Strategie implementieren
Bei der Durchsetzung Ihrer Strategie ist es ratsam, ein umfassendes Change Management in Bezug auf nachhaltigkeitsbezogene Veränderungen durchzuführen. Damit Sie Ihre Ziele messbar machen können, empfehlen wir Ihnen auch die Entwicklung von individuellen Kennzahlensystemen sowie die Definitionen von konkreten KPIs. Checken Sie hier Ihren Kund:innenbedarf und passen Sie Ihre Verkaufsstrategie dementsprechend an!
Wer sich nachhaltig verhält und positiv auffällt, sollte auch dafür belohnt werden! Denken Sie auch in diesem Rahmen über mögliche Vergütungsmaßnahmen nach. Dabei kann z.B. vereinbart werden, dass das Erreichen von Nachhaltigkeitszeilen mehr Gewicht im Gehaltsgefüge bekommt.[3]
Damit Sie Schäden durch Greenwashing weitestgehend vermeiden, ist die Konzeption einer auf Sie zugeschnittenen Kommunikationsstrategie essenziell. So können Sie Ihr Image aufpolieren, ohne Schäden davonzutragen.

Welche Vorteile hat eine nachhaltige Positionierung für Ihr Unternehmen?

Immer mehr Österreicher:innen achten beim Konsum von Lebensmitteln auf dessen Herkunft (92%) bzw. beim Erwerb von elektronischen Geräten oder Kleidung auf den Faktor Nachhaltigkeit (über 60%).[4] Dadurch erhöht sich der Druck für viele Unternehmen, sowohl hinsichtlich von Profitabilitätsgründen als auch zur Stärkung des Firmenimages. Einer Studie zufolge profitieren Unternehmen sowie Investor:innen enorm von einer Miteinbeziehung der 3 Säulen der Nachhaltigkeit.[5]
Vorteile für Unternehmen:
  • Durchschnittlich gibt es eine 3% höhere EBIT-Marge bei Konsumunternehmen.
  • Vor allem junge Menschen arbeiten eher für nachhaltige Unternehmen.
  • Die Mehrheit der Kund:innen achtet auf nachhaltige Produkte.
Vorteile für Investor:innen
  • Nachhaltige Anlagen bringen keinen Renditenachteil mit sich.
  • Nachhaltigkeit ist obendrauf ein zusätzlicher Risikofilter.
  • Doppelte Dividende, da neben der finanziellen Rendite auch ökologische und soziale Zwecke gefördert werden.
Organisationen, die ESG-Faktoren in ihre Wachstumsstrategie integrieren, können vor allem langfristige Wettbewerbsvorteile gewinnen. Laut McKinsey übertreffen Unternehmen, die bereits ein hohes Wachstum erzielen und auch gleichzeitig ESG-Kriterien verbessern, ihre Konkurrenz ebenso bei den Aktionär:innenrenditen.[6] Zudem kann sich der Bereich Soziales sehr stark auf die Profitabilität eines Unternehmens auswirken. So können etwa Organisationen mit zufriedeneren Mitarbeiter:innen ein bis zu 6% höheres Wachstum erreichen als jene Betriebe in der gleichen Branche mit vergleichsweise unzufriedeneren Mitarbeiter:innen.[7]

Fazit

Generell lässt sich festhalten, dass nachhaltige Unternehmen sich immer stärker auf der Erfolgsspur befinden – Tendenz weiterhin steigend. Dies kann an verschiedenen Vorteilen festgemacht werden. Eine nachhaltige Organisation ist etwa effizienter und verfügt auch über eine bessere Reputation sowohl nach innen als auch nach außen. Daraus kann ebenso eine höhere Mitarbeiter:innenzufriedenheit resultieren. Ferner werden nachhaltige Unternehmen mit größerer Wahrscheinlichkeit für jüngere Bewerber:innen attraktiver und können somit verbessert einem Fachkräftemangel vorbeugen. Laut des Universum Student Surveys ist Nachhaltigkeit nämlich für über 80% der Studierenden ein relevanter Faktor bei der Wahl ihres Arbeitgebenden. Auch für Investor:innen lohnt sich der Blick auf die Sustainability eines Unternehmens.
Nachhaltigkeit ist unserer Meinung nach alternativlos und muss dringend weiter forciert werden! Denn Organisationen tragen eine große Verantwortung für die Sicherung unserer Zukunft und müssen dieser auch nachkommen. Nachhaltiges Agieren führt nicht nur zu einem gesellschaftlichen Mehrwert, sondern bietet auch Unternehmen die Chance, von den positiven Aspekten zu profitieren.
 
[1] Lexikon der Nachhaltigkeit, Drei Säulen Modell, https://www.nachhaltigkeit.info/artikel/1_3_a_drei_saeulen_modell_1531.htm (abgefragt am 9.1.2024).
[2] Vereinte Nationen, Ziele für Nachhaltige Entwicklung, https://unric.org/de/17ziele/ (abgefragt am 9.1.2024).
[3] Bertelsmann Stiftung, Nachhaltigkeit wird in der Wirtschaft immer wichtiger, https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/themen/aktuelle-meldungen/2023/nachhaltigkeit-wird-in-der-wirtschaft-immer-wichtiger (abgefragt am 11.1.2024).
[4] Handelsverband Österreich, Studie: Wie nachhaltig denkt Österreich?, https://www.handelsverband.at/presse/presseaussendungen/wie-nachhaltig-denkt-oesterreich/ (abgefragt am 10.1.2024).
[5] Landesbank Baden-Würtenberg, Nachhaltigkeit lohnt sich – Gesellschaft und Unternehmen im Wandel, https://www.lbbw.de/konzern/research/2018/blickpunkte/lb_studie_nachhaltigkeit_wandel_7ax8ein8q_m.pdf (abgefragt am 10.1.2024).
[6] McKinsey, The triple play: Growth, profit, and sustainability, https://www.mckinsey.com/capabilities/strategy-and-corporate-finance/our-insights/the-triple-play-growth-profit-and-sustainability (abgefragt am 11.1.2024).
[7] George, More sustainable Business is more profitable business, study finds, https://www.edie.net/more-sustainable-business-is-more-profitable-business-study-finds/ (abgefragt am 11.1.2024).

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Sebastian Freiberger

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