Müssen wir zurück ins Office für mehr Innovation?

In den letzten zwei Jahren haben wir allen Widrigkeiten der Corona-Pandemie getrotzt, haben uns angepasst – beruflich und privat – und das Home Office zum „new normal“ ausgerufen. Nun treiben uns die ersten warmen Grade und lockereren Frühlingswochen ins Freie und stellen uns vor die Frage: Sollte man nicht vielleicht mal wieder ins Büro gehen?

Für einen Verbleib im Home Office sprechen zahlreiche Studien, welche positive Effekte belegen: Flexible Zeit- und Arbeitseinteilung, bessere Vereinbarkeit mit Familie und Freizeit, weniger Pendeln, höhere Konzentration durch mehr Ruhe und vieles mehr sorgen für motiviertere und entspanntere Mitarbeiter:innen. Doch diese neu gewonnenen Benefits bergen die Gefahr, die bewährten Vorteile der Büroarbeit in Vergessenheit geraten zu lassen.

 

Home sweet Home

Je 93% der Arbeitnehmer:innen und der Arbeitgeber:innen, die Home Office nutzen, geben in einer vom Bundesministerium für Arbeit beauftragten Studie an, dass diese neue Arbeitsrealität im Lockdown sehr gut funktioniert hat. Dementsprechend hoch ist der Wunsch es beizubehalten und dieser macht sich auch im Recruiting deutlich bemerkbar: Nicht nur, dass potentielle Bewerber:innen in Interviews gezielt nach Home Office Möglichkeiten fragen, dieses Kriterium hat bereits Eingang in die Filterfunktionen großer Jobplattformen gefunden. Der Suchbegriff wird dort bis zu 1.000 Mal pro Tag eingegeben und Home Office ist damit ein wesentlicher Benefit und wichtiger Faktor im „war for talents“.

In den Niederlanden gibt es seit 2015 sogar ein Gesetz, welches Arbeitgeber:innen verpflichtet, den Mitarbeiter:innen Home Office zu ermöglichen, sofern es die arbeitsorganisatorischen Umstände zulassen. Diese rechtliche Situation der Niederlande ist nach europäischem Standard aber noch außergewöhnlich und birgt Herausforderungen: Damit es nicht zu Bruchstellen oder dem Eindruck von Ungleichbehandlung zwischen Mitarbeiter:innen in Präsenz und jenen in Home Office kommt, müssen Modelle, Arbeitsstrukturen und Vorgaben klar kommuniziert und begründet werden.

 

Home Office als Innovationskiller?

Kein Licht ohne Schatten: Neben den Vorteilen des Home Office gibt es auch Nachteile. Bei langfristigem und überwiegendem Arbeiten daheim kann es zu Kontaktverlust mit den eigenen Kolleg:innen, einer Schwächung des Teams und des Netzwerkes kommen. Doch ist auch die Arbeitsleistung beeinflusst?

Laut verschiedenen Studien (vor und während der Pandemie) leidet die Produktivität nicht unter Home Office. Beispielsweise konnte bei Callcenter-Mitarbeiter:innen bei der Arbeit von zu Hause aus eine Steigerung von 13% festgestellt werden. Auch in der Studie des Bundesministeriums werden die Aspekte Arbeitsdisziplin, Produktivität und Erwerb neuer Kenntnisse im Home Office mehrheitlich positiv bewertet. Fraglich ist, ob sich das auf kreative Tätigkeiten oder innovative Prozesse umlegen lässt.

Die Antwort scheint nein zu lauten. „Innovation is more the product of group efforts than the result of solitary genius“ - mit dieser Meinung steht die Innovationsforscherin Maryann P. Feldman nicht alleine da. Innovation bedarf des Austausches, des gemeinschaftlichen Wissens, der innerbetrieblichen Netzwerke, der zwischenmenschlichen Prozesse, der informellen Kommunikation und inspirierenden Örtlichkeiten. Diese Faktoren sind durch Home Office stark eingeschränkt bis nicht existent und entstehen überwiegend durch spontanen Face-to-face-Kontakt, welcher sich im Büro ergibt und auch dort speziell gefördert werden kann. So erzeugen etwa Seminare, Workshops oder Kaffeepausen gewinnbringende Kommunikation und sind enorm wichtig bei der Produktion und Verteilung neuer oder komplexer Ideen, wie Forscher:innen publizierten.

Auch eine im Auftrag von Microsoft durchgeführte Studie zu Home Office hat ergeben, dass die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen Abteilungen beeinträchtigt wird und um bis zu 25% zurückgegangen ist. Dadurch verbreiten sich Informationen langsamer und seltener. Die zunehmend asynchrone Kommunikation per E-Mail oder Textnachrichten führt dazu, dass die Mitarbeiter:innen isoliert werden. Dies wiederum kann sich langfristig negativ auf die Innovation auswirken. Eine weitere aktuelle Studie befasst sich konkret mit den Effekten von Online-Meetings auf die Kreativität. Die Studienautor:innen kommen zu dem Schluss, dass der eingeengte Blick auf den Bildschirm und Faktoren wie Zoom-Fatigue einen reduzierten kognitiven Fokus bewirken und damit den kreativen Output verringern. Wie können Unternehmen dem entgegenwirken?

 

Retter der Kreativität – das Büro?

Die guten Nachrichten vorab: die pandemiebedingte Home Office Phase hat der Innovationskraft österreichischer Unternehmen rein zahlenmäßig nicht geschadet. Allein für Forschung und experimentelle Entwicklung werden in Österreich lt. Statistik Austria im Jahr 2022 voraussichtlich rund 14 Mrd. Euro ausgegeben werden. Dies bedeutet einen Anstieg von 9,3% gegenüber 2021.

Im Sinne der Innovation und des Austausches ist es aber durchaus angebracht, die Mitarbeiter:innen zu einer teilweisen Rückkehr in die Unternehmensräume – möglichst ohne Zwang, der negativ empfundenen werden könnte – zu motivieren. Diese Motivation wird von Unternehmen wie z.B. Google kreativ gefördert: Konzerte und Pop-up-Aktivitäten sollen die Mitarbeiter:innen ins Büro zurück locken. Das sind Ideen, die sicherlich auch hierzulande erfreuen würden. Das Firmengebäude und Büro ist identitäts- und gemeinschaftsstiftend und physische Anwesenheit schafft eine kommunikative und lebendige Unternehmenskultur. Dies und das Zusammentreffen mit Kolleg:innen ist der Nährboden für Interaktion und kreative Prozesse. Die Präsenz sollte daher gezielt dafür genutzt werden.

Die Arbeitgeber:innen und Unternehmen können Wege und Möglichkeiten für den Informationsaustausch und eine innovationsfördernde Kommunikation bereitstellen, um die eigene Innovationskraft in den zukünftig hybriden Office/Home Office-Modellen zu erhalten und zu stärken. Diese Wege können von Incentives für eine Rückkehr ins Büro bis hin zu Tools für einen kreativen Austausch im virtuellen Raum gehen. Man denke dabei an Miro, Mentimeter oder Slido und viele mehr. Durch die Kombination von gemeinsamer Arbeit im Büro und fokussiertem Arbeiten daheim können Synergien und positive Effekte für die Innovationskraft entstehen.

 

Fazit

Das Thema Home Office versus Büro ist eigentlich kein „versus“: In Zukunft wird sich eine hybride Arbeitsweise mit Aufteilung der Arbeitszeit in Office und Home Office weiter etablieren und die Unternehmen können dabei konkrete Effekte auf die Innovationskraft positiv steuern: Durch kreative Incentives für die Rückkehr ins Büro und damit Belebung der Kommunikation und des Austausches sowie durch Bereitstellung und Einsatz kreativitätsfördernder Online-Tools im Home Office.

 

Auch Ihre Mitarbeiter:innen arbeiten flexibel im (Home) Office und sind dabei innovativ und tatkräftig? Sie planen aktuell Innovationsprojekte? Der mit 140 Millionen Euro dotierte Fonds Zukunft Österreich fördert die Entwicklung innovativer Produkte, Prozesse, Dienstleistungen und zukünftiger Geschäftsmodelle. Diese Mittel werden über die Österreichische Nationalstiftung für Forschung, Technologie und Entwicklung ausgeschüttet. Besuchen Sie einfach unsere Homepage und lassen Sie sich von uns dazu beraten!

 

Zum nächsten Artikel weiterklicken

Alle Artikel ansehen