Gesundes Arbeiten

Gesundes Arbeiten

Unser Thema am People Thursday, dem 15. Juni 2023: 


 

Dauergestresste Führungsriege und unzufriedene Mitarbeiter:innen: Gesunde Führung und Wellbeing als neue Chance für Unternehmen

Negative Emotionen, Druck, Stress und psychische Belastungen sind seit der Pandemie keine Fremdwörter mehr und haben viele Betriebe zum Umdenken veranlasst. Zukunftsträchtige Unternehmen haben bereits die Bedeutung des Wohlbefindens ihrer Mitarbeiter:innen in ihrer Arbeitsumgebung erkannt und fördern sowohl die psychische als auch die physische Gesundheit am Arbeitsplatz.

Eine weltweite Studie der Adecco Group aus dem Jahr 2021 zeigt, dass 53% der befragten Führungskräfte nur schwer erkennen, wann Mitarbeiter:innen mit psychischem Wohlbefinden oder Überlastung und Burn-out zu kämpfen haben. 67% der Nicht-Führungskräfte sagen, dass ihre Erwartungen nicht erfüllt werden, wenn es darum geht, dass sich die Führungsebene um ihr psychisches Wohlbefinden kümmert. Gleichzeitig kämpfen auch Führungskräfte mit einer 20% schlechteren Work-Life-Balance und 40% mehr arbeitsbedingtem Stress und Ängsten. Das schreit nach einer Lösung! Hier können Sie mit gesunder Führung und Wellbeing ansetzen.

Was können Sie unter Wellbeing sowie gesunder Führung verstehen und wie wird dadurch die Leistung und das Engagement Ihrer Mitarbeiter:innen beeinflusst?

Gesunde Führung konzentriert sich auf das Schaffen eines positiven, unterstützenden Arbeitsumfelds, in dem sich jede:r Mitarbeiter:in entfalten und zum Erfolg der Gruppe beitragen kann. Wellbeing in der Führung ergänzt dabei das individuelle körperliche, geistige und emotionale Wohlbefinden im Arbeitsalltag. Kombiniert trägt es zu einem effektiven, wertschätzenden und transparenten Arbeitsklima bei.

Fühlen sich Ihre Mitarbeiter:innen körperlich und emotional gut, steigen gleichzeitig ihre Motivation, ihre Leistung und ihr Engagement. Mit gesunder Führung und Wellbeing am Arbeitsplatz fördern Sie die Identifikation mit dem Unternehmen und dem eigenen Team, was wiederum die Bindung zum Betrieb stärkt. Wohingegen ein Mangel an Wellbeing im Arbeitsumfeld zu Unzufriedenheit und Stress führt. Dies wirkt sich in der Folge negativ auf die Arbeitsleistung und die Arbeitsqualität aus. Das Wohlbefinden der Mitarbeiter:innen steht also im direkten Zusammenhang mit dem Unternehmenserfolg.
 

Wie entwickeln Sie Kompetenzen der „gesunden Führung“?

Gesunde Führung unterstützt bei der Bewältigung von Stress und anderen Herausforderungen im Arbeitsalltag. In Zeiten von Work-Life-Balance und mentaler Gesundheit gilt es, die sogenannten „New Skills“ mit Ihren Führungskräften zu entwickeln und diese zu fördern. Dass es sich bei diesen New Skills weniger um fachliche, sondern viel mehr um soziale und persönliche Kompetenzen handelt, bestätigt auch eine BCG-Langzeitstudie. Die Studie zeigt, dass erfolgreiche Führungskräfte mit einer Kombination aus 3 Eigenschaften führen:

  1. Kopf-Qualitäten (Führungskräfte müssen sich die Zukunft vorstellen und entsprechende Prioritäten setzen)
  2. Hand-Qualitäten (Führungskräfte müssen eine Reihe von Maßnahmen durchführen, um Ergebnisse zu erzielen)
  3. Herz-Qualitäten (Führungskräfte müssen ihre Mitarbeiter:innen inspirieren und befähigen)

Aus der Studie geht klar hervor, dass Herz-Qualitäten für zukünftige Führungskräfte als unverzichtbar eingestuft werden.


Die Top 5 „New Leadership Soft Skills“, mit denen Sie Wellbeing gestalten

1. Selbstreflexion und Selbststeuerung: Einen ehrlichen Blick auf sich selbst zu werfen, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen und die eigenen Rollen zu kennen ist die Grundvoraussetzung, um handlungsfähig zu bleiben. Ein Bewusstsein über die persönlichen Motive und Gedanken, aber auch dieindividuellen Reaktionen und Verhaltensweisen ist die Basis einer gesunden und zukunftsfähigen Führungskraft.

2. Selbstfürsorge: Nur wer sich selbst gesund führt, kann auch seine Mitarbeiter:innen gesund führen. Jede Führungskraft sollte sich daher mit dem eigenen Wohlbefinden und Stresspegel auseinandersetzen, damit eine mögliche „Stress-Ansteckung“ der eigenen Mitarbeiter:innen vermieden werden kann.

3. Kommunikationsfähigkeit: Ein wichtiger Teil der Führung ist die Interaktion. Eine klare Kommunikation schafft Transparenz, beugt Missverständnissen vor und gibt Orientierung. Konstruktives Feedback führt zu verbesserter Leistung und Offenheit im Team. Um Überlastungen, Burn-out und Schwierigkeiten mit der mentalen Gesundheit im Team zu erkennen, müssen Führungskräfte ihre Kommunikationsfähigkeit stärken.

4. Empathie: Wer Empathie besitzt, versteht die Bedürfnisse und Perspektiven der Mitarbeiter:innen, kann darauf eingehen und so positive Veränderungen in der Belegschaft herbeiführen. Empathische Führungskräfte haben eine stärkere Beziehung zu ihren Mitarbeiter:innen. Sie fördern die Identifikation mit dem Unternehmen und schaffen eine respektvolle Umgebung der Zusammenarbeit. 

5. Vertrauensbildung: Sich als Führungskraft verletzlich zu zeigen, Fehler zuzugeben, selbst regelmäßig um Feedback zu bitten und sich Zeit für Selbstreflexion zu nehmen, baut Vertrauen innerhalb eines Team auf. So schafft die Führungskraft ein Umfeld der psychologischen Sicherheit. Diese Basis fördert den Meinungsaustausch im Team und führt zu höheren Leistungen und Engagement.


Wie setzen Sie diese Kompetenzen zielgerichtet ein?

Angelehnt an Ilmarinen Haus / Salutogenese Ansatz:

Abb: Gesundheitsorientierte (integrative) Führung angelehnt an Ilmarinen und Antonovksy

 

Das Haus der Arbeitsfähigkeit nach Ilmarinen (2009) bietet Orientierung für gesunde Führung: Mit seinen 4 Stockwerken betont Ilmarinens Haus die Wichtigkeit der Zusammenarbeit von Mitarbeiter:innen und Führungskräften, um langfristige Arbeitsfähigkeit sicherzustellen. Dieses beginnt mit der individuellen Gesundheit und dem Gesundheitsverhalten. Obenauf folgen weitere 3 Stockwerke mit den Faktoren Kompetenz, Werte, Einstellungen und Motivation sowie der tatsächlichen Arbeit mit gezielter Führungsbegleitung. Managementebene und Führungskräfte sollen ihre Mitarbeiter:innen durch diese Stockwerke nach oben begleiten, damit diese nicht nur Arbeitsfähigkeit, sondern auch eine höhere Arbeitszufriedenheit erzielen.

In Zeiten der Digitalisierung umfasst dies auch das Fördern von individuellen Lern- und Karrierepfaden - das allein reicht aber nicht aus. Zusätzlich braucht es die Abstimmung der Unternehmenswerte, -vision und -mission mit den Überzeugungen Ihrer Mitarbeiter:innen sowie eine umfassende Unterstützung gesunden Arbeitens auf organisationaler Ebene. Dies gelingt nur, wenn leitende Angestellte alle Ebenen in ihren Führungsstil integrieren. Wie Antonovsky mit seinem Salutogenese-Ansatz betont, ist Kohärenz essenziell für die langfristige Mitarbeiter:innengesundheit. Arbeit muss verständlich, umsetzbar und sinnvoll gestaltet sein. Stehen diese Faktoren im Gleichgewicht, können Mitarbeiter:innen ihre Gesundheit langfristig stabilisieren. Das Verstehen der Umstände und Prozesse, in die das eigene Arbeiten eingebettet ist, gibt Orientierung; der Einklang der individuellen Werte mit der Unternehmensvision motiviert und macht Mut; das Wissen über die eigenen Kompetenzen zur Aufgabenbewältigung erzeugt Selbstwirksamkeit und psychologische Sicherheit. Bleiben jedoch Fragen oder Zweifel auf diesen Ebenen bestehen, erzeugt das Spannungen und kann langfristig zu Gesundheits-, Commitment- und Performanceeinbußen führen.

 

Die 3 wichtigsten Tipps für gesundheitsorientiertes Leadership:

Tipp 1: Job Carving praktizieren. Wer noch für vordefinierte Stellen Arbeitskräfte sucht, steckt im alten Schema fest. Nun heißt es vielmehr, das passende Arbeitsfeld für Mitarbeiter:innen zu „schnitzen“. So sollen Unter- wie Überforderung gleichsam umschifft werden, damit Sie das volle Potenzial Ihres Personals ausschöpfen können. Denn nur wer sich mit seinen Aufgaben und Rollen identifizieren kann und stolz auf seinen eigenen Beitrag zum übergeordneten Unternehmensziel ist, wird langfristig gesund und engagiert bleiben.
 

Tipp 2: Regelmäßigen Austausch leben. Das erzeugt Verständnis – einerseits über die Tätigkeiten, Rollen, Verantwortungen und Zukunftsentwicklungen der Mitarbeiter:innen, und andererseits über die Produktivitätserwartungen und Abläufe. Hierbei helfen vor allem regelmäßige Feedbacks und Austauschformate. Denn Situationen und Arbeitsphasen in den Unternehmenskontext einordnen und analysieren zu können, ist immens wichtig für die Belegschaft. Das schafft nicht nur Klarheit über Ist und Soll im Arbeitsprozess, sondern gibt auch psychologische Sicherheit, die die Basis für physische und psychische Gesundheit ist.


Tipp 3: Führung partizipativ gestalten. Mitarbeiter:innen sollen befähigt werden, an der Arbeitsplanung mitzuwirken. Hierfür erweisen sich vor allem kontinuierliche Rückmeldungen zur Machbarkeit von Projekten, Terminen und Zeitplänen  – insbesondere bottom-up – als wirkungsvoll. Ein offener Austausch sowohl zu den Zielen als auch zu vorhandenen Zeit- und Personalressourcen sollte stets auf Augenhöhe stattfinden. Außerdem können Führungskräfte mit zielgerichtetem Teambuilding das Wir-Gefühl in der Belegschaft stärken sowie Identifikation und Bindung schaffen.

In Summe zahlen all diese Aspekte auf die Selbstwirksamkeit und langfristige Produktivität ein.

Denn integrieren Führungskräfte die Faktoren Verständnis, Sinn und Machbarkeit holistisch in ihre Art der Führung, erweitern sie ihr eigenes Skillset um „New Skills“. Damit erzeugen sie wertvolles Commitment bei gleichzeitiger Stärkung der nachhaltigen Gesundheit ihrer Mitarbeiter:innen. Und vor allem steigern sie damit auch ihre Performance.
 


 

Ansprechpartnerinnen:

 Lisa Knotzer

lisa.knotzer@bdo.at
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Kerstin Tomancok

kerstin.tomancok@bdo.at
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Autorinnen:

 Lisa Knotzer

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Sarah Mähr

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Wanda Traeger

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